EPR 2025 - Länderreport
Zahlungsverzug kostet Schweizer Unternehmen 77 Arbeitstage – Künstliche Intelligenz wird noch zögerlich genutzt.
Der European Payment Report 2025 von Intrum zeigt: Schweizer Unternehmen investieren zunehmend Ressourcen in das Management verspäteter Zahlungen, stehen unter regulatorischem Druck – und schöpfen das Potenzial von KI bislang nur begrenzt aus.
Die konjunkturelle Lage in der Schweiz zeigte sich im Frühjahr 2025 stabil. Doch geopolitische Unsicherheiten, verlangsamte Erholung bei den Exporten und strukturelle Spannungen im Zahlungsverhalten sorgen für Zurückhaltung in den Unternehmen. Intrum beleuchtet im diesjährigen European Payment Report das Spannungsfeld zwischen operativer Belastung und digitalen Chancen – mit Fokus auf die Schweiz.
Zahlungsverzug wird zur Managementaufgabe
Verspätete Zahlungen sind mehr als ein finanzielles Risiko:
- Schweizer Unternehmen verbringen im Schnitt 10,73 Stunden pro Woche mit dem Nachverfolgen offener Forderungen – das entspricht 77 Arbeitstagen pro Jahr. Diese Belastung hat sich seit 2023 fast verdoppelt.
- Im B2B-Sektor beträgt die Zahlungslücke zwischen Zahlungsfrist und tatsächlicher Zahlungsdauer 17 Tage, im öffentlichen Bereich 16 Tage.
- Besonders betroffen sind Branchen wie Immobilien, Bau, Energie und Finanzdienstleistungen, in denen bis zu 16,3 % des Umsatzes verspätet eingehen.
- 57 % der Führungskräfte erwarten eine Zunahme der Ausfallrisiken in den nächsten zwölf Monaten.
Künstliche Intelligenz: erkannt, aber noch nicht breit verankert
57 % der Unternehmen nutzen bereits heute KI im Zahlungsprozess – insbesondere zur Effizienzsteigerung, Analyse und zur Reduktion von Verzögerungen. Gleichzeitig berichten 53 %, dass ihnen intern die nötigen Kompetenzen fehlen, um das Potenzial auszuschöpfen.
- Der kommende EU AI Act bereitet vielen Unternehmen Sorgen: 45 % sehen die Gefahr, regulatorisch unter Druck zu geraten.
- Trotzdem: Zwei Drittel der Unternehmen (66 %) sind überzeugt, dass fair gesteuerte Zahlungsprozesse – auch mithilfe von KI – eine gesellschaftliche Verantwortung gegenüber kleineren Partnern darstellen.
Makroökonomisch stabil – aber mit Vorsicht
Mit einem prognostizierten Wachstum von 1,4 % (KOF) bleibt die Schweiz konjunkturell solide aufgestellt. Dennoch:
- 55 % der Führungskräfte rechnen mit negativen Effekten durch Steuerpolitik auf ihre Gewinne.
- 24 % sehen ein reales Geschäftsrisiko in den nächsten zwei Jahren – bei KMU sogar 29 %.
Über den Report
Der European Payment Report (EPR) bietet Einblicke in das Zahlungsverhalten europäischer Unternehmen und untersucht Trends im Zusammenhang mit Zahlungsverzug, Rechnungszahlungspraktiken und dem allgemeinen finanziellen Risiko. Der EPR ist eine wertvolle Ressource für Unternehmen, politische Entscheidungsträger und Analysten, die die Zahlungsdynamik in Europa verstehen möchten. Er zeigt Herausforderungen und Chancen im Forderungs- und Cashflow-Management auf und gibt Unternehmen Empfehlungen, wie sie die Risiken verspäteter Zahlungen minimieren und ihre finanzielle Performance verbessern können.
Über die Umfrage
Die Datenerhebung erfolgte zwischen dem 14. November 2024 und 12. Februar 2025. Es haben insgesamt 9'150 Personen in Europa teilgenommen, davon 240 in der Schweiz. Zur Zielgruppe der Umfrage zählen Fachexpertinnen und -experten in Finanzabteilungen sowie Führungskräfte der obersten Führungsebene.
Kontakt
Bei Fragen zur Länderstudie Schweiz oder dem Gesamtreport kontaktieren Sie uns bitte unter marketing.ch@intrum.com.
